Geschichte – Gewalt – Gewissen
Diese Begriffe stehen für eine Dauerausstellung der Villa ten Hompel in Münster, in der die problembehaftete Geschichte des Hauses thematisiert wird. Auf Einladung der Seniorenunion Ostbevern machten sich einige Damen und Herren aus dem Beverdorf auf den Weg zu erfahren, wie insbesondere die menschenverachtenden Ideologien der Nationalsozialisten in Münster und dem Münsterland umgesetzt wurden.
Die „Villa ten Hompel“, benannt nach seinem Erbauer Rudolf ten Hompel, unter dessen Führung die münsterschen Wicking-Werke in den 1920er Jahren zum größten Zementkonzern Deutschlands expandierten. Nach gravierenden Managementfehlern geriet das Unternehmen in Schieflage. Ten Hompel wurde in diesem Zusammenhang wegen verschiedener Wirtschaftsdelikte zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt.
Spätestens 1940 gelangte das Anwesen in staatlichen Besitz und wurde im April d. J. Sitz der Ordnungspolizei, die rund 200.000 Polizisten in den örtlichen Polizeibehörden befehligten. Im Laufe des Krieges erweiterten sich die Aufgaben der Polizei. Sie stellte u.a. Wachmannschaften für die Deportationszüge in die Konzentrations- und Vernichtungslager, beaufsichtigte Arbeitserziehungslager und Ghettos sowie Zwangsarbeitende und Kriegsgefangene. Die aufgestellten Polizeibataillone waren massiv an den Morden an der jüdischen und zivilen Bevölkerung im Osten Europas beteiligt. Auch nach Verlegung der Dienststelle im Oktober 1944 nach Düsseldorf bis zum Kriegsende wurden unter dem Deckmantel der Verbrechensbekämpfung von der Polizei viele polnische und sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene erschossen, denn ein Erlass ermöglichte die staatlich angeordneten Tötungen ohne gerichtliche Verurteilung.
Nach Kriegsende beherbergte die Villa, eines der wenigen nicht zerstörten Gebäude in Münster, den Entnazifizierungs-Hauptausschuss bis 1950 und von 1954 bis 1968 das Dezernat für Wiedergutmachung.
Die unzähligen Exponate machten eindrucksvoll das Ausmaß der Verfolgungen und die Schwere der Verbrechen deutlich, die im Namen einer menschenverachtenden und hasserfüllten Ideologie begangen wurden. Beschämend wurde aber auch sichtbar, wie wenige für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen wurden und wie unzureichend der Versuch zur „Wiedergutmachung“ zu bewerten ist.
Ein bewegender Nachmittag, der bei allen die Frage aufkommen ließ, wie es möglich sein kann, dass nach unseren bitteren geschichtlichen Erfahrungen heute wieder eine rechtsextreme Partei bei Wahlen einen solchen Zulauf erfährt