Zu Besuch im Westpreußischen Landesmuseum, ehemaligem Franziskanerkloster in Warendorf

Senioren Union CDU Stadtverband Telgte/Westbevern

Westpreußen näher gebracht

Aufmerksame Zuhörer bei der Führung im Westpreußischen Landesmuseum.

Geschichtlich interessierte Mitglieder der Senioren Union Telgte/Westbevern erhielten in einer Führung im Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf einen gründlichen Überblick zur Geschichte und Kultur der ehemals deutschen Provinz Westpreußen, dem Land am Unterlauf der Weichsel.

Zur Einführung ging Dr. Martin Steinkühler, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, auf die Besonderheiten dieses Museumsgebäudes als ehemaligem Franziskanerkloster ein und erläuterte beispielsweise das beinahe kuriose und dabei doch verlässliche System der An- und Abmeldung für die  Klosterbrüder an der Pforte.

Mitglieder der Seniorenunion im CDU Stadtverband Telgte/Westbevern bei der Führung im
Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf im Danzig-Zimmer.
Mitglieder der Seniorenunion im CDU Stadtverband Telgte/Westbevern bei der Führung im Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf im Danzig-Zimmer.

In der 1. Abteilung der Dauerausstellung im Obergeschoss wurde anhand von Geschichtskarten, Dokumenten und Modellen die Unterwerfung und Christianisierung der im frühen Mittelalter ungefähr auf dem Gebiet des späteren West – und Ostpreußens lebenden Prußen, einer baltischen Volksgruppe, erläutert, von deren Namen auch die Landesbezeichnung Preußen abgeleitet ist.

Die militärische Eroberung erfolgte in der Hauptsache durch den Deutschen Orden, einem geistlichen Ritterorden, weißer Mantel und schwarzes Kreuz als äußeres Kennzeichen, der von 1231 bis 1283 auf diesem Territorium zwischen Weichsel und Memel durch Gründung von ca. 1200 Dörfern und 100 Städten auch mit Hilfe der  Ansiedlung deutscher Bauern, Handwerker und Kaufleute den bis ins 15. Jahrhundert erfolgreich bestehenden Ordensstaat schuf.

Wie eine Bürgerliste aus Elbing aus jener Zeit zeigt, gab es Siedler auch aus Westfalen: „Norbert ut Warendorp“.

Eine Besonderheit im Ordensland waren die vielen profanen und sakralen Bauten  der  Backsteingotik, wie besonders das Beispiel der Marienburg im  heutigen Polen  bis in die Gegenwart zeigt. Die Marienburg , nach den Zerstörungen am Ende des 2. Weltkrieges, von den Polen hervorragend restauriert und als Gesamtanlage wieder hergestellt, ist seit 1997 Weltkulturerbe  der Unesco.

Ein besonderer Glanzpunkt der Dauerausstellung ist das Bernstein-Kabinett mit seinen leuchtenden Ausstellungsstücken aus Bernstein, wie dem Modell einer Kanone. Hier wies Dr. Steinkühler auf die wirtschaftliche Bedeutung des Bernsteins, besonders in der Vergangenheit  für diese Region hin.

Ebenso wurde auf  die Bedeutung der Hanse für die wirtschaftliche Entwicklung dieses Raumes in der damaligen Zeit verwiesen, wobei besonders Danzig bedeutend war.

Der Niedergang des Ordensstaates, nicht des Ordens, seit dem 15. Jahrhundert führte dazu, dass der größte Teil seines Territoriums als „Königliches Preußen“ (Prusy Krolewskie) mit der  Polnischen Krone verbunden wurde und bis ins 18. Jahrhundert unter polnischem Einfluss stand.

Nur die Umwandlung des Restes des Ordensstaates um Königsberg 1525 durch den letzten Hochmeister Albrecht von Brandenburg Ansbach in ein weltliches Herzogtum bei brandenburgisch - hohenzollenscher Erbfolge in gerader Linie als Lehen der Polnischen Krone verhinderte den gänzlichen Verlust deutscher Herrschaftsansprüche.

Durch die Inbesitznahme Friedrichs des II., Friedrichs des Großen, 1772 nach der 1. polnischen Teilung eines großen  Teils der ehemals unter polnischer Herrschaft stehenden Gebiete kam damit auch Westpreußen, vom König so genannt, wieder unter deutsche Herrschaft.

 Mit einigen Unterbrechungen war Westpreußen, das Land an der unteren Weichsel, eine eigenständige Provinz mit Danzig als Hauptstadt. Sie nahm schon  unter Friedrich dem II. besonders durch dessen Siedlungswerk einen bedeutenden Aufschwung. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich in der stark landwirtschaftlich geprägten Provinz Westpreußen auch bedeutende Industriezweige, so zum Beispiel der Schiffsbau, wie hervorgehoben wurde.

Durch die einschneidenden Bestimmungen des Versailler Vertrages von 1919 kam einer großer Teil der Provinz 1920 zu Polen, was zu Spannungen zwischen Deutschland und Polen führte. Es war das Ende der eigenständigen Provinz. Restgebiete wurden mit bei Deutschland verbliebenen  Gebieten der preußischen Provinz Posen zur „Grenzmark Posen-Westpreußen“ vereinigt, 1938 als Regierungsbezirk „Grenzmark Posen-Westpreußen“ der Provinz Pommern eingefügt.

Auch während der nationalsozialistischen Herrschaft, die in Westpreußen besonders  durch Gewalttaten  gegenüber den  polnischen Bewohnern gekennzeichnet war, wie in der Ausstellung deutlich dokumentiert wird, kam es nicht zu einer Wiedergründung der eigenständigen Provinz.

Das endgültige Aus für Westpreußen und seine deutschen Bewohner war durch die Folgen des 2. Weltkrieges bedingt. Bei den tragischen Ereignissen der Flucht und Vertreibung auch aus Westpreußen wurden  viele Deutsche getötet. 

Heute gehören die Gebiete des ehemaligen Westpreußens zu Republik Polen, u. a. zur Woiwodschaft Pommern (Pomorze), wie erklärt wurde.

Ein hoffnungsvoller Ansatz für die im gegenseitigen Verständnis stattfindende Aufarbeitung der Geschichte zwischen Polen und Deutschland ist die in deutsch-polnischer Partnerschaft geschaffene Außenstelle des Westpreußischen Landesmuseums als Regionalmuseum Krockow/Krokowo in Polen.

Die Führung endete im „vornehmen“ Danzig-Zimmer des Museums.

Die Teilnehmer dieser Museumsführung verließen den Ort begeistert und bereichert  mit neuen Erkenntnissen.

Diese beeindruckende Veranstaltung fand ihren geselligen  Ausklang bei interessanten Gesprächen im Cafe des Biohofes Schulze Schleppinghoff in Warendorf – Freckenhorst.